BuCon statt #fbm: Klein, aber fein

Hier ist auch Messe, es sieht nur keiner

Am Frankfurter Hauptbahnhof kommen erstmal ein paar Cosplayer an mir vorbei, ich bin nicht sicher, ob das Hasenohren oder außerirdische Antennen sein sollen, die sie auf dem Kopf haben. Das Rätsel kann ich jetzt nicht lösen, denn sie drängen in die entgegengesetzte Richtung, zur Frankfurter Buchmesse, während ich mit S-Bahn und Regionalzug den fast einsamen Weg nach Dreieich-Sprendlingen antrete. Hier findet am Samstag parallel die BuCon statt. Noch nie gehört? Es gibt sie seit 31 Jahren und hier wird regelmäßig der Deutsche Phantastik Preis verliehen.

Am Ziel spaziere ich vom menschenleeren Bahnsteig durch den vermatschten Park zum Bürgerhaus – und fühle mich sofort wohl: Einen kleinen Saal gibt es, halb zugestellt mit Ständen, die andere Hälfte bietet Platz für Tische zum Essen und Plauschen. Ich bin, muss ich zu meiner Schande gestehen, noch nie auf der FBM gewesen, nicht mal, als ich noch in Hessen wohnte und die Schülerzeitung meines Vaters regelmäßig dort Preise für die beste Schülerzeitung Hessens verliehen bekam. Sie ist mir schlicht zu groß. Ich schaffe ja kaum die Leipziger Messe, ganz davon abgesehen, dass zum Kontakte-Knüpfen in dem Gewühl kaum Gelegenheit ist. Im Gegensatz zur BuCon. Denn hier springt mir als Erstes der Stand meiner Agentur Ashera ins Auge.

Hier bekomme ich mal Gelegenheit, liebe Kollegen (besser) kennenzulernen, wie Annika Dick, die erstmal Leute mit Lesekatzen-Buchboxen glücklich macht. Gabriele Ketterl hat den Tisch passend zu ihren Venezianischen Vampiren mit Fledermaus-Lakritze dekoriert. Ihre Bücher gehören zum Auftakt der Vampir-Reihe bei Fabylon, in der im kommenden Jahr auch meine „Gnackzuuzler“ erscheinen sollen. Von wegen, das Genre ist ausgelutscht (pun intended)!

Von Guido Krain höre ich mir eine Lesung aus seiner Space-Opera-Serie an und habe viel zu lachen bei seinem trockenen Humor.

Völlig überrascht bin ich dagegen, Ju wiederzusehen – ich habe sie allein als Filkerin, nicht Autorin abgespeichert, sträflicherweise. Also: Die BuCon ist wunderbar, wenn man Autoren richtig gut kennenlernen möchte – aber es hilft auch, manche schon zu kennen, um einen Anker zu haben. Am Ende, bevor ich wieder zum Zug hetzen muss, bekomme ich von der Trägerin des Deutschen Phantastik Preises 2016, in der Kategorie Bester deutschsprachiger Roman, noch einen Kaffee ausgegeben. Hab ich nicht eine tolle Lektorats-Kollegin? Herzlichen Glückwunsch auch nochmal hier! Feuerjäger habe ich natürlich längst verschlungen. Auch wenn auf den ersten Blick typische Elemente dabei sind – Zwerge in unterirdischen Städten, Gestaltenwandler, Trolle -, schafft es Susanne, diesen Geschichten einen ganz neuen Dreh zu geben. Ganz davon abgesehen, dass es gut tut, mal nicht einem jugendlichen Helden auf dem Weg zum Erwachsenenwerden zu folgen, sondern mit einer gestandenen Kämpferin mitzufiebern, die Zipperlein hat und eine entfremdete Tochter und Traumata vergangener Kriege totsaufen möchte.

Kaffeerösterei in der Limburger Altstadt

Dieser Abstecher zur BuCon war völlig ungeplant und viel zu kurz. Eigentlich war ich nämlich mit meiner Schwester auf Städtetrip – und in Ermangelung des Kleingeldes haben wir den in diesem Jahr einfach in Limburg gemacht, wo sie wohnt. Wann macht man schon mal Sightseeing in der Stadt, neben der man aufgewachsen ist? In der neuen Kaffeerösterei sterben wir den Schokoladentod mit der dortigen Torte, ich hole mir meine Lieblings-Heiße-Schokolade mit Chili im Schokoladenhaus ab, finde am Kornmarkt einen neuen Whiskyhändler, der das perfekte Getränk anbietet:

Besonders schön ist der Nachtspaziergang am Dom entlang (im Dunkeln sieht selbst die Kapelle des Bischofsitzes gegenüber nicht mehr ganz so wie ein Alienschiff aus). Das zeigt mal wieder: Es lohnt sich tatsächlich, sich die Sehenswürdigkeiten vor der eigenen Haustür anzusehen. Dafür muss man nicht warten, bis man wie ich 650 Kilometer weiter weg gezogen ist.

Friedhof am Limburger Dom
Holzschnitzereien in der Altstadt. Die Häuser sind teilweise über 400 Jahre alt

Schräge Deko-Ideen: Wie wäre es mit einem originalgetreuen Dinosaurierskelett für 4200 Euro?