Da hat sich ein Drache im Unterholz versteckt, offensichtlich ein Verwandter von Frau Mahlzahn. Gefunden habe ich ihn im Wald bei Woltersdorf. Ich mache gerade eine Weiterbildung bei Blattwerk Naturpädagogik Berlin. Die haben glücklicherweise eine ganz andere Ansicht vom Lernen als besagte Drachendame, und deshalb dürfen wir erst mal selbst austesten, was wir später den Kindern weitergeben wollen. Oder auch den Erwachsenen – wer sagt, dass nur Kinder Spaß haben dürfen?
Ist das jetzt Kunst oder kann das weg? Wann ist etwas künstlerisch wertvoll? Ich habe zum Beispiel große Probleme, Beuys zu verstehen, und keine noch so tolle Erklärung kann mich überzeugen. Aber es ist Kunst. Und für mich ist es auch Kunst, wenn Kinder etwas malen oder basteln. Wer’s nicht glaubt: Heute wird übrigens an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt die Ausstellung des 47. Internationalen Zeichenwettbewerbs eröffnet. Im vergangenen Jahr habe ich mit Ronald Paris in der Jury gesessen und selbst 2000 Bilder aus 18 Ländern von China bis Argentinien bewertet. Das war echt hart. Die Kriterien, die am Ende wirklich Ausschlag gaben, waren schlicht: Sagt uns das Bild was? und: Ist es authentisch? Dort, wo große wie kleine Künstler etwas von sich selbst hineingeben und nicht nur abmalen oder allein eine vorgekaute Botschaft vermitteln wollen, dort beginnt für mich Kunst.
Sie zu bewerten, ist sehr viel härter. Und ohne den Kollegen vom Feuilleton zu nahe treten zu wollen: Manchmal geht eine gewisse elitäre Vorstellung von Kunst total am Geschmack der Zeitungsleser vorbei. Was nutzt es, sich im Elfenbeinturm einzurichten?
LandArt und Naturkunst sind fast noch schwerer zu greifen. In der Natur entdecken wir viele „Kunstwerke“.
Ist das Foto von dem spektakulärsten Abendhimmel, den ich je gesehen habe, ein Kunstwerk? Oder habe ich es zum Kunstwerk gemacht, weil ich es betrachtet habe, ganz zu schweigen von Kameraausschnitt wählen und festhalten? Ich denke, ja. Denn nicht umsonst ist Kunst mit „künstlich“ verwandt. Wir Menschen entdecken ein Muster und interpretieren etwas hinein.
Deshalb hat mir am Wochenende das Spiel „Kameramann“ am besten gefallen: Ein Partner hat den anderen, der die Augen geschlossen hielt, zu drei „Bildern“ geführt, das er in der Natur entdeckte, ihn ausgerichtet und auf den „Auslöser“ gedrückt. Zehn Sekunden Augen auf, wieder zu und weiter zum nächsten Foto. Am Ende haben sich beide hingesetzt und das gezeichnet, was ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben ist. Bei mir hat sofort Interpretation mit rein gespielt, aber so habe ich nun mal diesen wundervollen, knorrigen, dreigeteilten Eichenstamm gestehen:
Ist das Kunst? Das könnt ihr selbst entscheiden. Aber weg kommt das garantiert nicht!