Die Flüchtlingswelle rollt weiter. Und während sich Pegida erfreulicherweise selbst zerlegt, zeigen immer mehr Menschen Gesicht für ein weltoffenes, tolerantes und mitfühlendes Deutschland. Was mich besonders freut: Während in den vergangenen Jahren hauptsächlich darüber diskutiert wurde, was Zuwanderer mitbringen müssen, um sich in Deutschland zu integrieren, kommt jetzt das Thema auf den Tisch, was wir, jeder einzelne von uns, tun können, um ihnen die Integration zu erleichtern.
Die Politik redet da vor allem vom Deutschlernen und das ist natürlich ein guter Anfang. Seit Jahren kämpfen Verbände genau dafür – dass auch diejenigen einen Anspruch auf einen Deutschkurs haben, deren Aufenthaltsstatus in Deutschland noch nicht geklärt ist. Asylbewerber haben Monate, sogar Jahre in irgendwelchen Heimen gesessen und kaum Betreuung erhalten – abgesehen von besonders engagierten Ehrenamtlichen. Von denen gibt es nun immer mehr, ob Sportvereine internationale Trainings anbieten, lokale Wirte ihre Gästezimmer zur Verfügung stellen, Bürger Kleidung, Decken und Hausrat spenden, pensionierte Lehrer Deutsch unterrichten, es gibt immer mehr wunderbare Aktionen, schnell und unkompliziert, ohne auf langwierige politische Entscheidungen zu warten.
Danke schön! Danke an alle, die sich da engagieren.
Denn bei allen tollen „Maßnahmen“ ist eins nicht zu ersetzen: Das Gefühl, willkommen zu sein. Dass sich jemand um einen sorgt und einem helfen möchte, selbst wenn er die Sprache nicht spricht. Bei der jüngsten Schwedter Mahnwache hatdas Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit die Nachbarn in den Plattenbauten dazu aufgerufen, einfach mal vorbeizugehen, wenn sie mitkriegen, dass eine Flüchtlingsfamilie einzieht. Einfach zu klingeln und zu fragen, ob sie was brauchen. Als ich in meine Wohnung zug, hat eine Nachbarin aus dem Aufgang übrigens genau das getan. Hier in Schwedt werden die alten Hausgemeinschaften tatsächlich noch gepflegt. Deshalb hoffe ich, dass das auch mit den Flüchtlingen klappen wird.
Ich bin auch nicht endgültig gefeit vor der deutschen Zurückhaltung. Aber ich kämpfe stets dagegen an, biete Austauschstudenten und hilflosen Bahnreisenden meine Hilfe an und habe auf diese Weise noch viele wunderbare Begegnungen mit tollen Menschen gehabt.
Eine sehr schöne Geschichte, ich kenne sie zwar, aber sie ist immer wieder ein wunderbares Beispiel dafür, wie normal es eigentlich sein sollte, den Menschen neben sich mit seinen Sorgen und Nöten zu erkennen und zu helfen. "Jeder von uns muss es spüren, wenn die Verantwortung neben ihn tritt und schweigend wartet", sagt Erich Kästner. Das heißt auch, in noch schwierigeren Situationen Zivilcourage zu zeigen.
Jürgen Weil