Nachsicht lernen für Twilight

… „Nein“, antwortete Ravic auf seine eigene Frage. „Auf einmal machen Vampirromane nicht mehr so viel Spaß, hm? All die schönen Stunden voller romantischer Träumereien unter dem Filmposter … Dass sich ein Vampir in einen Menschen verliebt, ist so wahrscheinlich, wie sich ein Mensch in ein Schinkenbrot verliebt.“
Alina räusperte sich und krächzte: „Danke, o Fürst der Finsternis, dass du diese Weisheit mit mir teilst.“

(No Pflock, Fabylon Verlag 2017, S. 112)

Es ist kein Geheimnis, dass ich kein Fan der Twilight- Bücher bin. Vielmehr war der Hype um sie damals für mich die Inspiration, um No Pflock zu schreiben: Als Rückkehr zu den blutigen, tödlichen Vampiren, die in der Sonne brennen, ganz und gar nicht gutaussehend und/oder charmant sein müssen und Menschen meist als Beute oder Sklaven betrachten und in eine toxische Abhängigkeit zwingen. Und ja, ich habe zumindest Band 1 der Saga im englischen Original gelesen und eineinviertel Filme gesehen, um mir meine eigene Meinung zu bilden. Ich finde die Geschichte langweilig, die Vampire jeglicher Spannung beraubt, die Protagonistin ein schlechtes Vorbild für Mädchen, die Romanze klischeehaft und einige versteckte Botschaften problematisch. Und damit bin ich garantiert nicht alleine. Nachdem ich auf der Phantastika 2017 meinen Buchaufsteller mit diesem Emblem (s. Foto) nachgerüstet hatte, kamen erheblich mehr Leute an meinen Stand.

Vor einigen Monaten hat mir allerdings bereits ein Video von Lindsay Ellis den Anstoß gegeben, darüber nachzudenken, woher meine tiefe Abneigung wirklich stammt. Ob ich auch in Rebellion beigebracht bekommen habe, alles, was als „mädchenhaft“ codiert ist, zu hassen. Und jetzt diese Doku über die Fangemeinde, die auf einer Ebene fast gruselig ist (definitiv gruseliger als Edward), auf der anderen Seite aber vielen Menschen geholfen und Halt gegeben hat. Fast wie mit Religion: Nur weil ich sie irrational finde, heißt das nicht, dass sie anderen Menschen nicht viel geben kann. Und Twilight hat in seiner Geschichte weniger Schaden angerichtet als die jeweiligen Kirchen. Also empfehle ich jedem, sich diese Beiträge mal anzusehen – und vielleicht etwas nachsichtiger zu werden.

– Was Ravic und meine anderen #Gnackzuuzler aber sicher nicht davon abhalten wird, auch künftig Witze zu machen. ??

Screen Junkies besuchen Forbes: https://youtube.com/watch?v=5kb__6fa4tU

Lindsey Ellis – überhaupt meine liebste Filmanalytikerin – entschuldigt sich bei Stephenie Meyer: https://youtube.com/watch?v=8O06tMbIKh0