Diese Leute in meinem Kopf

Mein Kopf ist ganz schön überbevölkert und ständig drängen neue Leute rein. Zum Glück sind die Kapazitäten des exklusiven Clubs „Autorinnenhirn“ noch nicht erschöpft, hoffe ich zumindest. Denn jedes Plotbunny bringt natürlich ein paar Protagonisten, Antagonisten und Nebenfiguren mit sich, und wenn ich tatsächlich anfange, es aufzuschreiben, werden es noch mehr. Erstmals ist mir das so richtig bewusst geworden beim Rollenspiel, als ich von Woche zu Woche leichter in meine Figur schlüpfen konnte, fast ohne einen Blick auf meinen Charakterbogen werfen zu müssen. Einige Autorinnen, die ich kenne, erstellen solche für jeden einzelnen ihrer Protagonisten, mit Vorlieben, Schwächen, Hintergrundgeschichte und so weiter (Autorin Daniela Rohr hat ihr Vorgehen sehr anschaulich beschrieben, wie ich finde). Das ist ein toller Schreibtipp, den ich als Lektorin absolut gutheiße. Als Autorin berücksichtige ich ihn, wie so oft, gar nicht. Weil sich alles beim Schreiben entwickelt. Ich habe ein wildes Sammelsurium an Notizen und dann natürlich meine Plays mit meinen Schreibnächtlern, um die Charaktere in freier Wildbahn zu beobachten, aber das ist ein Thema für einen anderen Tag. Ich bin halt keine Planerin.

Jetzt gab es bei Twitter ein hübsches kleines Spiel: Pro Like werde ich eine Figur vorstellen, die ich mir selbst erdacht habe. Das hat mir so einen Spaß gemacht und bei 11 Likes (was für meinen kleinen Twitteraccount echt viel ist) durch fast alle meine Genres und Buchprojekte gebracht, veröffentlicht wie unveröffentlicht. Weil sich bei Twitter aber alles immer schnell „versendet“ hatte ich die Idee, das einmal hier für meine Leser*innen festzuhalten, falls ihr Lust drauf habt. Selten habe ich natürlich so viel Glück und einen exklusiven Illustrator an der Hand wie den großartigen Peter Wall, der in seinen Bildern zu „Neun Leben, achtzehn Krallen“ dem Charakter von Mrri wunderbar eingefangen hat (s.o.). Wie viele Autorinnen suche ich mir online Vorbilder, allerdings in den seltensten Fällen Schauspieler, die in meinem Kopf zu sehr von ihren sonstigen Rollen besetzt sind. Für meine komplexesten Charaktere ist es besonders schwer, Roland z.B. hat noch gar keins. Fotos, die ich finde, sind oft das Ende einer langen und verworrenen Bildersuche, die ich später nicht mehr nachvollziehen kann, geschweige denn, sie euch hier verlinken. Da ich aber auch nicht die Erlaubnis der Urheber habe, die Bilder hier zu zeigen, müsst ihr leider ohne auskommen.

Krimi

Kaja, Sturmflut: stammt aus reichem Haus, rebelliert gegen kapitalistische Einstellung ihrer Eltern. Mit 26 Besitzerin eines literarischen Reiterhofs, heimlich unzufrieden, dass dies nur durch Erbe möglich. Ehrlich bis zur Unhöflichkeit, polyamurös, weicher, als sie zugeben will

Helmut, Kaninchenzüchter und Feuerteufel: Seit 50 Jahren Lokaljournalist, kennt und duzt alles und jeden, stets knapp bei Kasse, schnorrt sich an der Theke durch. Liebt Angelausflüge mit Großneffen. Als der der Brandstiftung bezichtigt wird, entdeckt Helmut seine Spürnase wieder

Science-Fiction

Roland, Eisplanet: 22, im 3000. Jh. unfähig im Umgang mit Computern, spielt dummen Muskelprotz. Seine idealistischen Ideen kommen in Konflikt mit menschenverachtender Zünfte-Gesellschaft. Liebt Natur, läuft gern barfuß. Verliert stoische Ruhe nur angesichts von Ungerechtigkeit

Romanze

Sky, Verbrechen der Väter: 40, Burschikos, energisch, einfühlsame Motivationskünstlerin. Reiseleiterin in Kanada, liebt ihren Beruf und Natur. Nur mit Beziehung klappt es nicht, wann immer es ernst wird, zieht sich Sky zurück. Bis sie einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt

Katzenbuch

Mrri, Neun Leben, achtzehn Krallen: opportunistischer Straßenkater, der seine pummlige Statur im Revierkampf mit Tricks und Intelligenz wettmacht. Stolz auf seine Unabhängigkeit, würde nie zugeben, dass Streicheleinheit mehr ist als Bestechung, um Menschen Essen abzuluchsen

Historischer Roman

Gabriel, Henkerssohn: letzter männliche Nachfahre einer Henkersdynastie, fasziniert von der medizinischen Seite des Berufs, kämpft darum, Arzt werden zu dürfen. Hartnäckig, aber verletzlich und naiv, entzweigerissen zwischen Liebe zur Familie und gesellschaftlicher Anerkennung

Fantasy

Isa, Menschenwolf: Außenseiterin, wirkt verschlossen und hochmütig. Hat Vertrauen in ihre Mitmenschen verloren, nutzt deshalb ihre Fähigkeit als Werwölfin, um sich um Anschluss an ein Wolfsrudel zu bemühen. Unsicher, ob sie in Biologen Nick einen Freund finden kann

Takhi, Coyote Spirit: Schon als Junge ein talentierter Jäger, arbeitet er verbissen daran, als Mann anerkannt zu werden. Ehrgeizig, überkorrekt, bekommt er den Namen „der Kühle“. Als er endlich auf Visionssuche seinen tierischen Geist trifft, ist Takhi entsetzt: der feige Kojote?

Ravic, No Pflock (und Prequel): ältester Vampir der Welt, so sprachbegabt, dass niemand ahnt, woher er stammt. Geheimnistuerisch, was Alter und Kräfte betrifft, pflegt seinen unberechenbaren Ruf. Lebt in die Nacht hinein, schlüpft gern in verschiedene Rollen und absurde Shirts (und der einzige, dessen optisches Vorbild vorab feststand. Man denke sich nur das Bier weg: https://i.gifer.com/LC0s.mp4)

Liza, Spinoff zu No Pflock: Kriminalpolizistin, 42, frustriert von männerdominiertem Beruf und Verbrechern, die davonkommen. Lässt sich in Vampirin verwandeln, um Gerechtigkeit/Lynchjustiz zu üben. Leidet unter Gewissensbissen und dem Gefühl, nicht gut für ihre Geliebte zu sein

Lea, Vampirkrieg: Lehrerin, 32, gründet mit ihrem Mann eine Bürgerwehr, um gegen Vampire zu kämpfen, hat aber Angst, ihre zwei Töchter in Gefahr zu bringen. Verabscheut Gewalt, lernt trotzdem Kickboxen und Schießen. Hört mehr auf andere als ihr eigenes Gefühl, was sich rächt

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt – die meisten meiner Bücher sind aus mehreren Perspektiven geschrieben und mit den Nebenfiguren hab ich noch gar nicht angefangen -, aber so lief das Twitter-Spiel nun mal. Wenn ihr aber noch nicht genug habt und neugierig geworden seid, könnt ihr mir ja einen Kommentar da lassen und ich erzähle noch ein bisschen mehr. Möglichst spoilerfrei, natürlich. Probiert es selbst aus: Drüber reden macht sofort Schreiblaune. Ich begleite jetzt Kaja zur Polizeistation.