„Das passiert gerade nicht. Das passiert nicht.
Das war sein erster Gedanke, als er plötzlich auf dem Rücken lag. Martin spürte den Druck auf der Brust und die Feuchtigkeit, die durch sein Sakko sickerte. Das passiert nicht. Er konnte die Lampen sehen, die den Weg zur Bibliothek säumten. So nah: Regale, Bücher, die Kakteen im Wintergarten, das Rascheln von Zeitung, normale Dinge …
Schmerzen! Die Welt floss in sich zusammen. Lichter, Brücke, Kies, Auto, alles wirbelte in einem Chaos, obwohl er still stand, nein, lag.
Ich will nicht sterben. Das war der zweite Gedanke, an den er sich klammerte. Das passiert nicht. Ich will nicht sterben.“
aus: No Pflock, Fabylon Verlag 2017, S. 7
Ja, genau hier fängt es an. Unter diesem Brückenbogen, der zu meiner Unizeit noch den wilden Grünanlagen-Parkern, wie Martin einer ist, ausgeliefert war. Heute, elf Jahre nach meinem Diplom, sorgen Schranke und Absperrungen für Ordnung. Aber nachts sind die Schatten noch da und mag vielleicht ein gewisser Vampir dort lauern …
Meine Fahrt nach Eichstätt ist schon ein paar Monate her – am 24. April hatte mich das Kulturreferat Eichstätt fantastischerweise in meine alte Unistadt eingeladen, um aus meinem Erstling zu lesen. Aber ich hab ja versprochen, dass ich noch etwas nachliefere nach dem langen Schweigen. Zwar war Halloween gestern und No Pflock ist bei Amazon tatsächlich aus der Horror-Ecke in seine eigentliche Heimat, die Vampir-Kategorie gerutscht, um die Glitzerflauschis aufzumischen (steht aber nach wie vor bei Krimi, don’t ask), trotzdem war das ein Anlass, mich wieder an mein Versprechen zu erinnern.
Die Lesung war großartig. Rund 40 Zuhörer und alles Studierende, die endlich mal die ganzen kleinen trockenen Witze und Anspielungen an die Unistadt verstanden haben. „Gesegnet sei die Eichstätter Totenruhe in den Semesterferien“ hat noch nie so viele Lacher geerntet. Der Veranstaltungsort, den das Kulturreferat gefunden hatte, war sehr stimmungsvoll.
Mein Freund und bayerischer Dialektberater Robert hat diese tollen Fotos gemacht und wir sind hoffentlich einen Schritt weiter, das Wort #Gnackzuuzler in den bayerischen Sprachgebrauch zu etablieren. Das Kulturreferats-Team war großartig, engagiert, supernett und hat mich auch noch zum Essen eingeladen. Im Anschluss gingen wir dann aus Spaß noch ein Stück die Antonistraße entlang und tatsächlich: Der Aufkleber, der einst alles auslöste, war noch da, zumindest zum großen Teil.
Das hat mich dann auf die Idee gebracht, in den folgenden Tagen noch ein bisschen die verschiedenen Schauplätze meines Romans abzuklappern. „Lokal-Horror“ hat sich eine Amazon-Rezensentin als Genreeinteilung dafür gewünscht, und es hat mir wirklich Spaß gemacht, in diese friedliche, kleine, katholische Bischofsstadt ein paar blutige Vampire reinzuwerfen. Daran denkt man doch als allererstes, wenn man diese Szenerie sieht, oder?
Tatsächlich gibt es noch einen zweiten No Pflock-Aufkleber an der Tür der Uni-Cafete, auch wenn er mittlerweile überklebt ist. Warum überklebt und nicht entfernt? Meine Theorie, was diese zwei Worte bedeuten, wer dahintersteckt und wie viel Macht diese Geheimorganisation haben mag, ist immer noch die einzige da draußen in den Weiten des Internets!
Wer also will, kann einige der Locations abklappern. Das Studentenwohnheim, in dem Martin lebte, als er noch lebte:
Eine der wenigen verbliebenen öffentlichen Telefonzellen neben der Katholischen Hochschulgemeinde, von der aus er seine Mutter anrief:
Das Bestattungsinstitut, das zu meiner Zeit ausgerechnet schräg gegenüber der Uni in einer der Haupt-Touristenstraßen von Eichstätt lag (was ich nie begriffen habe), ist mittlerweile einem Friseur gewichen:
Jetzt begeben wir uns in Spoiler-Territorium, weshalb ich nicht mehr viel sagen möchte, wann, wo und warum das eine Rolle spielt: