Untote Buchprojekte oder: Keine Zeile ist umsonst geschrieben

Meine Geschichtenideen sind wie Vampire – sie kommen in irgendeiner Form immer wieder.

Zum #Autor_innensonntag hat @justine_thereadingmermaid jüngst nach aufgegebenen Buchprojekten gefragt, und ich wollte das gern hier mit euch teilen, weil es viel über meine Arbeit als Autorin aussagt: Das ist mir früher öfter passiert, als ich mich noch ausprobierte und meinen Stil suchte. Heute arbeite ich Dank meiner Agentur Ashera viel effizienter: Es mag sein, dass Projekte einige Jahre auf Eis liegen, bis das Exposé vermittelt ist und ich die bereits geschriebene Leseprobe fortsetzen „darf“ – also keine andere Deadline wichtiger ist.

Aber das einzige Projekt, das ich in jüngerer Zeit aufgegeben habe, war eine Fantasyidee, die ich liebe, aber mir nicht zutraue zu schreiben, weil ich als weiße Westeuropäerin zu wenig über die Kultur weiß, auf der sie fußt. Da es eine Lebensaufgabe wäre, das zu ändern, sehe ich aktuell nicht, wann ich das je schaffen sollte. Deshalb hab ich meine Agentin gebeten, das Exposé nicht mehr anzubieten – aus Respekt.

Ansonsten haben selbst die peinlichsten Anfängerversuche in der ein oder anderen Form einen Weg in mein literarisches Schaffen gefunden, und sei es nur als Ideensteinbruch. Als ich elf war, hat ein Verlag mein „Katzenmanuskript“ freundlich abgelehnt, mit „Neun Leben, achtzehn Krallen“ konnte ich das 2018 korrigieren. Von mehreren Kurzgeschichten über die Rolle des Henkers durch die Menschheitsgeschichte (ja, meine Fantasie war schon als Jugendliche düster) ist eine Grundlage für eine historische Romanidee geworden. Selbst drei Dinosaurier aus der ausufernden Fabel „Dino Sapiens“ haben nach einem Wechsel von Spezies und Zeitalter ein neues Zuhause im geheimen Herzensprojekt. Als ich mit dem bereits vermittelten „No Pflock“ gefrustet war, erkannte ich, dass ein tendenziell unsympathischer Hauptcharakter die Leserschaft genauso frustrieren muss – und schrieb zwei weitere Perspektiven dazu. Projekt gerettet.

Deshalb kann ich nicht mal von Bedauern sprechen, wenn ich etwas aufgebe. Bis ich diese Entscheidung treffe, weiß ich längst, dass da was Grundsätzliches im Argen liegt. Und habe Vertrauen genug gewonnen, um zu wissen, dass kein geschriebenes Wort je umsonst war.

 

P.S. Wer wissen wollte, wie es ausgeht: Ich bin beim Lovelybooks Leserpreis wie erwartet nicht in die Endrunde gekommen. Aber ich freue michimmer noch überdie Nominierung, und der Youtube-Kanal hat mittlerweile ein neues Feature: eine Zusammenstellung meiner Playlists zu den veröffentlichten Büchern.

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