Warum fällt es uns so schwer, zuzugeben, dass wir stolz auf uns sind? Oder noch schlimmer: Warum haben so viele Autor*innen (und ich benutze jetzt mit Absicht die inklusive weibliche Form) die Zweifel so verinnerlicht, dass sie oft gar keinen Stolz empfinden können? Zu schnell von Selbstkritik aufgefressen werden, sich mit zu vielen Sorgen den Spaß am eigenen Schreiben verderben, früh verzweifeln und aufgeben? Oder unglaublich abhängig sind von der Bestätigung von außen und sich dann bei neun tollen Rezensionen an den einen Verriss klammern? Weil das Negative glaubwürdiger ist. Weil es das bestätigt, was wir zu wissen glauben: dass wir nie gut genug sind.
Gestern hat mich eine befreundete Autorin mit „No Pflock“ und „Menschenwolf“ bei Fischer-Tor nominiert für die Liste der 100 besten Fantasybücher aller Zeiten. Und bei ihr weiß ich genau, dass sie das nicht als Freundschaftsdienst versteht, sondern ehrlich meint. Mir kommen als erstes „Das letzte Einhorn“ in den Sinn oder „Ronja Räubertochter„. Sie denkt an meine. Das bedeutet mir unheimlich viel, denn ich möchte Menschen gerne berühren. Ich brauche keinen Bestseller (auch wenn ich darüber nicht maulen würde), aber ich denke, dass ich etwas zu erzählen habe, das es wert ist, gelesen zu werden.
Jetzt ist es raus. Ja, ich bin stolz. Ja, ich liebe meine Geschichten, während ich sie schreibe und wenn ich sie später gedruckt in der Hand halte. Oh, ich kenne Perfektionismus und ich bin eine Meisterin darin, mir selbst nicht genug zu sein und mich fertig zu machen. Aber mein literarisches Schreiben ist die eine Konstante in meinem Leben, mit der ich zufrieden bin. Natürlich kann ich immer dazulernen, möchte es tun. Finde tausend andere origineller, tiefgründiger, bedeutender. Aber jedes einzelne meiner Werke ist zu diesem Zeitpunkt das bestmögliche gewesen, und ich könnte platzen vor Freude, rausschreien, mir auf die Brust trommeln wie ein Gorilla. Auf dem Foto seht ihr, wie ich meine Bücherkiste mit meinem Erstling ausgepackt habe und in Tränen ausgebrochen bin vor Begeisterung.
Das einzige, was mir peinlich ist, ist, das hier zuzugeben. Weil so viele in der Community von Ängsten geplagt sind und ich mir wie eine Angeberin vorkomme. Aber das soll überhaupt nicht meine Botschaft sein. Ich finde, wir sollten uns nicht dafür schämen müssen, uns in unserer eigenen Charaktere und Formulierungen zu verlieben. Das heißt auch nicht, dass wir arrogant wären oder nicht kritikfähig, im Gegenteil. Wer eine Grundsicherheit besitzt, kann Kritik mit klaren Kopf auf ihren Werten beurteilen. Ich wünschte mir einfach, dass wir alle uns ein bisschen mehr an dem freuen würden, was unsere originellen Köpfe so produzieren. Ihr habt alle ganz wunderbare Ideen und eine individuelle Art, an eure Geschichten ranzugehen. Und ich hoffe, dass ich noch sehr viele davon lesen werde und mich für euch freuen kann, wie ihr euch für euch selber freuen solltet. Unabhängig davon, wer letztlich auf dieser Liste landet.